Eine Ansprache, die in die Geschichte eingeht! In den Wirren des zweiten Weltkriegs richtet sich König Georg VI an das britische Volk. Festgehalten ist das in dem Film The Kings Speech mit Colin Firth in der Hauptrolle. Wer die Szene gesehen hat, weiß auch um die musikalische Wirkung:
Der Anfangsakkord der Bläser erklingt gleich zweimal im 2. Satz der 7. Sinfonie Beethovens. Dann beginnen die Streicher bedrückend langsam zu schreiten. Dass sich die Musik fast schon schwerfällig nach vorne schleppt, ist aber eine Frage der Interpretation. Es geht auch Zügig und Frisch!
Trotz zeitgenössischen Instrumenten erzeugt der Dirigent dieser Aufnahme David Zinman einen barocken Klang, mit leeren Saiten oder ohne Vibrato.
Diese Interpretation steht im Regal von Tomáš Netopil, dem Generalmusikdirektor der Essener Philharmoniker, der dem 2. Satz oder auch „dem Herzstück“ der 7. Sinfonie von Beethoven auf den Grund geht:
Eine kleine Analyse
Es gibt viele Stellen in der Komposition, bei denen es sich lohnt genauer hinzuhören. Auf vier davon weist Tomàš Netopil in der Partitur hin:
Der Letzte und der Erste
„Der Quartsextakkord ist in der Musiktheorie der letzte Akkord, bevor wieder in die Grundtonart zurückgekehrt wird – ein Akkord, der aufgelöst werden muss. In einem großen musikalischen Zusammenhang, wie einem Solokonzert steht er vor der großen Solokadenz.“ Der Solist zeigt also was in ihm steckt. Nur bei dem II. Satz ist es anders: „Auf den ersten Blick passiert scheinbar nichts. Beethoven komponiert den Quartsextakkord in den Bläsern und geht dann mit nichts als einem einfachen Rhythmus in den Streichern weiter.“
Auf den zweiten Blick ist es aber doch etwas interessanter: „in a-Moll komponiert Beethoven einen langsam wachsenden Spannungsbogen aus barockem Rhythmus Pavane und einer unkomplizierten Melodie, die in der Viola erst an die zweite und dann die erste Geige weitergegeben wird.“ Das rhythmische Motiv scheint nicht enden zu wollen …
… bis die Thematik cresceniert und ihren Höhepunkt im tutti findet. Ein Takt, ein einziger Ton genügen, um diese – je nach Interpretation spannungsgeladene, majestätische, trauernde – Thematik umzuwandeln.
Das cis‘ macht den Unterschied. Vorhang auf: A-Dur. Die Sonne geht auf und ein schönes Mädchen betritt die Bühne. Was Tomáš Netopil als ein schönes Mädchen beschreibt ist ein zweiter motivischer Teil, in dem erst die Klarinetten und Fagotte eine neue Melodie vorstellen, die dann in den restlichen Bläsern weiter entwickelt wird. Die Streicher bleiben im Hintergrund, während die Kontrabässe und Celli ganz unauffällig die Rhythmik des Themas in a-Moll weiterspielen.
„Der 2. Satz der 7. Sinfonie von Beethoven funktioniert wie ein Spiegel“, so Netopil. Die Thematik in a-Moll und A-Dur wird variiert noch einmal wiederholt und endet so, wie sie begonnen hat: Mit dem Quartsextakkord. Simpel und dabei genial. So genial, dass es zu Beethovens Zeit keine Seltenheit war, den zweiten Satz direkt zu wiederholen: