Ein vierfacher Schlag. Ein schrilles g”, das gehört werden muss. Und das, obwohl die Förderkörbe unermüdlich rattern und der dunkle Schacht den Hall fast verschlingt.
Der vierfache Schlag bedeutet: “Beginn und Ende der Seilfahrt!” Kombiniert mit weiteren Schlägen, kann es ein Zeichen für den Maschinisten sein, den Förderkorb in Bewegung zu setzen oder zu stoppen. Außerdem ist es ein Signal für die Bergmänner. Hunderte Meter geht es für die Kumpel dann in den Untergrund, um nach dem schwarzen Gold zu graben – der Steinkohle.
Von Markscheider – Eigenes Werk, CC BY 3.0
In der Mitte des 19. Jahrhundert entstanden immer größere Tiefbauzechen und es wurden einfache Signale vereinbart, die in jedem Bergwerk des Ruhrgebiets Gültigkeit hatten. Diese Signale regelten den Ablauf bei der Kohleförderung am Schacht. Die Tonhöhe des Schlag-Signals mag sich von Bergwerk zu Bergwerk unterschieden haben. Der annäherungsweise als g” zu identifizierende Ton war aber sicher weit verbreitet und klingt ganz bestimmt noch heute vielen Bergleuten im Ohr. Das Klangbeispiel stammt aus dem Schacht 2 des Bergwerks Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort.
Ende 2018 schließt das letzte Steinkohlebergwerk – die Zeche Prosper Haniel in Bottrop. Damit endet eine Geschichte der Steinkohle im Ruhrgebiet, die bereits vor dem 14. Jahrhundert begonnen hat: Der erste urkundlich belegte Kohlebergbau für Dortmund ist auf das Jahr 1296 datiert. Nachwirken werden die Signale der Bergwerke weiterhin, denn vielerorts wurden alte Zechen bereits wiederbelebt. Neue Nutzungskonzepte haben aus ihnen Kulturstätten werden lassen. Aus einigen erklingt nun Musik. Die Jahrhunderthalle in Bochum – die Maschinenhalle eines ehemaligen Stahlwerks – ist beispielsweise als zentrale Spielstätte der Ruhrtriennale bekannt.
Das g” steht für das Ende des Bergbaus. Gleichzeitig steht es aber auch wieder für einen Anfang, für etwas Neues. Es kann in neuer Gestalt erneut erklingen. Immer wieder wird dieser Ton in den zahlreichen Konzerten in den ehemaligen Bergwerksgebäuden zu hören sein, als kleiner Bestandteil eines ganzen Musikstücks.
Berg- und (t)erzwerke fördern noch heute.