„West Side Story ist einfach die beste Musik, die je geschrieben wurde“. So eindeutig begründet der schwedische Jazzposaunist Nils Landgren seine tiefgehende Beschäftigung mit Leonard Bernstein. Some other time – A tribute to Leonard Bernstein nennt er daher auch seine neue CD sowie die Konzerttournee, die am Mittwochabend im Konzerthaus Dortmund ihre Premiere feierte.
Zusammen mit seiner Jazzcombo, der schwedischen Jazzsängerin Viktoria Tolstoy und einigen Mitgliedern der Neuen Philharmonie Frankfurt setzte der Mann an der roten Posaune (Spitzname: “Mr. Redhorn”!) seinem großen Vorbild ein Denkmal. Dabei standen die bluesigen, melancholischen Klänge im Vordergrund. Auf fetzige West Side Story Hits wie Mambo oder America wartete man vergeblich. Stattdessen hat Landgren auch nicht so bekannte Werke Bernsteins ausgegraben und damit die Vielfalt des Komponisten beleuchtet.
So zum Beispiel Some other time aus Bernsteins erstem Musical On the town. Eine langsame Ballade, die in Landgrens Interpretation mit gefühlvollen und spannungsreichen Klangteppichen der Blech- und Holzbläser verdichtet wurde. Landgren an der Posaune gestaltete die Melodien dabei so wattebauschig weich und sacht, wie man es von ihm kennt und liebt. Darüber hinaus sang er im Duett mit Viktoria Tolstoy, neben der er mit seiner doch sehr dünnen und kleinen Stimme aber leider etwas fade wirkte.
Aber mit dem richtigen Stück konnte Nils Landgren dann doch beweisen, dass er nicht nur wunderbar Posaune spielen, sondern auch singen kann. In Cool aus West Side Story erzählte er ohne Orchesterunterstützung, dafür aber sehr groovy und nah am Originalsound von der bekannten Szene aus dem erfolgreichen Musical, in der Jets-Anführer Riff versucht, seine Gangmitglieder von einer Überreaktion abzuhalten.
Boy, boy, crazy boy, stay loose boy
Breeze it, buzz it, easy does it
Turn off the juice boy
Dass die CD und die Konzerttournee für Nils Landgren eine ganz persönliche Bedeutung haben, merkte man bei jedem Song. Nicht nur die Arrangements, die zusammen mit dem sechsfachen Grammy-Gewinner Vince Mendoza produziert wurden, beweisen durch eine ganz eigene und typische Landgren-Interpretation, dass er Leonard Bernstein nicht einfach kopieren wollte, sondern der Welt die vielen Facetten des Komponisten wieder ins Gedächtnis rufen will. Zudem bezieht er viele der damals brandaktuellen Liedtexte auch auf die heute wichtigen Themen und zitierte Leonard Bernstein himself:
„This will be our reply to violence: to make music more intensely, more beautifully, more devotedly than ever before.”
Somewhere, einer von Landgrens Lieblingssongs, erzähle deshalb auch passenderweise von einem Platz auf der Erde, wo man Frieden finden könne. Einen Ort, den sich heute, genau wie zu Bernsteins Zeiten, viele vertriebene und heimatlose Menschen herbeisehnen.