Geschlafen wird danach. Eines der meist gespielten Musicals ist „West Side Story“ von Leonard Bernstein. Seit der spektakulären Uraufführung am Broadway, vor mehr als einem halben Jahrhundert, hat das Stück nicht an Popularität verloren. Nicht weniger als fünfundvierzig Darstellerinnen und Darsteller bringt der Regisseur Gil Mehmert in seiner Neuinszenierung, die jetzt von Magdeburg nach Dortmund gewandert ist, auf die Bühne. Es ist wahnsinnig voll. Es ist immer was los. Es ist die Zeit der rivalisierenden Gangs.
Farbenreich entwickelt sich die berühmte Liebesgeschichte mit dem unaufhaltsam tödlichen Ausgang. Bunte Neonleuchten künden den jeweils nächsten Song an und unzählige Lichterketten verbreiten fast ein wenig Weihnachtsstimmung. Das Bühnenbild hat Jens Kilian entworfen, er baute links und rechts zwei Backsteinhäuser für die Sharks und die Jets, weiches Licht schimmert durch die geschlossenen Vorhänge. Gemütlichkeit wird suggeriert, auf beiden Seiten. Wäre da nicht, in der Mitte, die zweistöckige Drehbühne für das Liebespaar. Vorne: Die Tankstelle mit Werkstatt, in der Tony versucht, einen eigenen ehrlichen Weg zu finden, außerhalb seines Clans. Hinten: Der Brautmodenladen, in dem Maria arbeitet und ihren Traum vom freien, reichen Amerika träumt. Fähnchen und Luftballons bringen noch mehr Bewegung auf die Bühne, als es ohnehin schon gibt. Immer wieder wirbeln die Gang-Girls herum in aufwendig drapierten Klamotten von Knallrot über Lila bis hin zu schrillem Blitzblau und Orange.
Mit Anton Zetterholm als Tony steht ein Musicaldarsteller auf der Bühne, der bereits in mehreren großen Musicalproduktionen zu hören war. Er und Iréna Flury, die mit der Rolle der Maria in Dortmund debutiert, sind die Stars des Abends, ihre Liebesszenen halten die Zeit an. Doch ruhige Momente sind an diesem Abend eher eine Ausnahme. Unter der Leitung von Philipp Armbruster, dem zweiten Kapellmeister am Theater Dortmund, blühen die Dortmunder Philharmoniker regelrecht auf, spätestens nach der Pause scheint der anfängliche Premierendruck abgestreift zu sein. Man hört es, besonders in den rhythmisch betonten Passagen: Die Leute im Orchestergraben haben Spaß, es swingt und groovt. In den lyrischen, ruhigen Inseln verzaubern vor allem die Holzbläser mit viel Charme und warmen Farben.
In dieser Aufführung passt alles: Bühne, Tanz, Gesang, Orchester – und Publikum. Kaum ist der letzte Ton gespielt, springen die ersten auf und beginnen zu jubeln.
Beitragsbilder: Pressebilder Opernhaus Dortmund