Leidet ihr an Schlafstörungen? Dann müsst ihr deswegen nicht direkt zur Schlaftablette greifen. Schlafmediziner*innen empfehlen zum Beispiel auch Musik als wirksames Mittel gegen Schlaflosigkeit. Genauso wie ein gutes Buch oder Fantasie-Reisen, können uns Klänge entspannen, wodurch es beim Hören zu einer vermehrten Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin kommt. So ist es wenig verwunderlich, dass manche Leute zum Einschlafen musikalische Untermalung brauchen oder sich sogar die ganze Nacht davon beschallen lassen. Aber gehen Musik und Schlaf wirklich zusammen? terzwerk-Autorin Marie Stapel hat den Selbstversuch gewagt.
Auf einen betonten Schlag folgen zwei unbetonte. In regelmäßigen Abständen hallen in dieser kalten Februarnacht leise Trippelschritte auf dem Holzparkett durch mein dunkles Schlafzimmer. Nochmal wiederholt sich der tapsende Rhythmus etwas leiser, wie ein Echo. Es klingt so überzeugend, dass ich glaube, jemand laufe barfuß durch meine Wohnung. Ich ziehe die warme Bettdecke etwas höher und kuschle mich tiefer darin ein. Die Haustür ist abgeschlossen. Wie soll da jemand in meine Wohnung gekommen sein? Ich bin müde und schon leicht weggedämmert, befinde mich aber noch in einem seltsamen Zustand zwischen Wachsein und Schlafen. Immer wieder verliere ich mich in kurzen Traumsequenzen. Etwas kratzt am Holz der Bettkante, so als ob eine neugierige Katze daran scharren würde. Ich kann nicht unterscheiden, ob das, was ich gerade höre, noch Realität oder ein Traum ist. Plötzlich ist das Geräusch weg. Genervt setze ich mich auf. Im Grunde will ich nur schlafen. Doch inzwischen schlägt mein Herz schneller und ich bin erneut hellwach. Also öffne ich die Augen und … sehe außer einer schwarzen Wand nichts. Das ist nachts normalerweise nicht ungewöhnlich, aber so dunkel ist es in meinem Schlafzimmer eigentlich nie.
Djembé
Eine Djembé ist eine einfellige Bechertrommel, die aus einem ausgehöhlten Baumstamm besteht. Ihre Unterseite ist offen, während die Oberseite mit einem Tierfell, z.B. Ziegen- oder Rinderfell, bezogen ist. In Abhängigkeit von der verwendeten Holzart, der Korpusform, des Trommelfells und der Fellspannung unterscheidet sich ihr umfangreiches Klangspektrum. Die ersten Djemben entstanden in Westafrika.
Ich fasse mir an die Stirn und ertaste einen weichen Stoff vor meinen Augen. Er ist wie ein Stirnband einmal um meinen Kopf gewickelt. Irgendwo in der Nähe meiner Ohren klingt Hannah Reids kraftvolle Alt-Stimme. Ganz langsam beginne ich die Situation zu verstehen, in der ich mich befinde. London Grammar. Der stampfende, auf der Djembé gespielte Rhythmus im Song Flickers ist für mich auf einmal räumlich so real, dass ich fälschlicherweise das Gefühl habe, ein Einbrecher wäre im Zimmer. Ich will herausfinden, wie es ist, eine Nacht unter Musikbeschallung zu schlafen. Dafür habe ich mir ein Stirnband mit eingebauten Lautsprechern im Ohrenbereich mit dem Namen „Sleepphone“ zugelegt, das mir ins Reich der Träume helfen soll. Ich seufze und ziehe es vom Kopf.
Die Musik wird leiser, bis ich sie gar nicht mehr hören kann. Mondlicht drängt sich an den lilafarbenen Vorhängen vorbei in den Raum. Ein schneller Scan meiner Umgebung zeigt mir: Natürlich tapert, wie erwartet, niemand leise durch die Wohnung und es scharrt auch niemand am Bett. Das Einzige, was ich wahrnehme, ist das lautstarke Schnarchen meines Partners, der mir so mitteilt, dass er offensichtlich sehr gut schläft.
Gänsehaut – aber nicht im positiven Sinne
Ein Blick zum Wecker verrät: Es ist 0 Uhr. Also gut, neuer Versuch. Ich setze das Stirnband wieder auf und lege mich hin. „The flickers, the flickers in my head“, tönt es in meinen Ohren. Ich beschließe, dass ich genug von gruseligen, flackernden Bildern im Kopf habe. Auf der Suche nach dem nächsten Song auf meiner Schlafplaylist fühle ich mich ein bisschen wie ein Versuchskaninchen für Elon Musks Neurolink-Chip. Ich spüre einen sanften Druck auf meinem Schädel, wenn ich eine der Bedientasten des Bands auf meiner Stirn drücke. „Oh my darling I’ll be rooting for you“, singt Hannah Reid inzwischen und ich bekomme eine Gänsehaut. Nicht, weil mich ihre Stimme so berührt, sondern weil es einfach unglaublich laut ist. Die Lautsprecher liegen im Stirnband genau über dem Gehörgang. Was sicherlich gewollt ist, damit die Klänge direkt das Trommelfell erreichen können, erweist sich für mich als außerordentlich nervig. Obwohl ich die Lautstärke am Stirnband so weit wie möglich heruntergeregelt habe, scheint mich die Musik geradezu anzuschreien. Erst recht, wenn ich mich auf die Seite lege. Ich versuche, an meinem Handy die Lautstärke zu regulieren. Allerdings bleibt nur die Wahl zwischen gar nichts hören oder eben zum Schlafen zu lauter Musik. Ein unbefriedigendes Gefühl. 00.30 Uhr. Noch immer wälze ich mich im Bett. Langsam überkommen mich Zweifel. Warum tue ich mir das eigentlich an?
„Bist du dir sicher, dass du das machen willst?“, fragte mich meine Redaktionsleiterin zwei Monate zuvor im Redaktionsmeeting. „Ja, klar. Warum nicht?!“, antwortete ich fest von meinem Vorhaben überzeugt. Was soll schon passieren? Im Zweifel mache ich eine Nacht durch. Ist ja nichts, was ich nicht schonmal gemacht hätte. Musik zum Einschlafen zu hören, ist für mich außerdem kein gänzlich unbekanntes Terrain. Als Kind habe ich mich von Rolf Zuckowski und seinen Liedern von meinem Kassettenrekorder in den Schlaf wiegen lassen. Später im Teenageralter tröstete mich Musik zum Schlafen, wenn ich krank war oder die Nacht woanders verbracht habe. Warum sollte es also heute nicht mit meiner Lieblingsmusik klappen? Motiviert stürzte ich mich in die Recherche.
Wie verbreitet ist Musikhören zum Schlafen?
Musik steht in der Top 10 der Einschlafhilfen in Deutschland zwar nur auf Platz 7, aber wird trotzdem von vielen zu diesem Zweck genutzt. Nach einer forsa-Umfrage von 2017 zählt Musikhören neben heißer Milch bei rund 20 % der befragten Personen zur gängigen Einschlafhilfe. Schlafmediziner*innen sehen Musik zur Behandlung von Schlafstörungen als geeignetes Mittel an. Oftmals kann sie sogar die Einnahme von Schlaftabletten vermeiden. Der Schlüssel ist dabei das Moment der Entspannung, denn je entspannter wir sind, umso leichter fällt es unserem Körper einzuschlafen.
Welches Musikgenre funktioniert am besten?
Welches Musikgenre am effektivsten ist, darüber gibt es bis jetzt noch keine repräsentative Studie. Dies wird wahrscheinlich auch immer sehr umstritten bleiben, denn das Schöne an Musik ist ja ihre individuelle Wirkung. Was sich für mich vielleicht ideal zum Einschlafen eignet, macht jemand anderen unter Umständen wach. Dennoch fand die britische Musikpsychologin Tabitha Trahan 2018 gemeinsam mit ihrem Team von der Universität Sheffield in einer weltweiten Studie heraus, dass die Teilnehmer*innen von insgesamt 14 Musikgenres zum Einschlafen vor allem Klassik als schlaffördernd empfanden. Zu den beliebtesten Künstler*innen und Komponist*innen aller Genres zählten die befragten Personen mehrheitlich Johann Sebastian Bach, Ed Sheeran und Wolfgang Amadeus Mozart, gefolgt von Brian Eno, Coldplay und Frederic Chopin. Regelmäßig blickt auch die Fachpresse im Bereich der Popmusik auf die besten Künstler*innen zum Einschlafen. So kürte der Rolling Stone 2020 nach einer Analyse von 2000 Einschlaf-Playlists des Streaming-Anbieters Spotify Ed Sheeran zum größten Langweiler und damit zur perfekten Schlaftablette.
Wie sieht meine Einschlaf-Playlist aus?
Auf der Suche nach meiner ganz persönlichen Einschlaf-Playlist habe ich mir selbst das Angebot von Streaming-Anbietern wie Spotify und Amazon-Music angeschaut. Egal, in welche Playlist ich reingehört habe, das Ergebnis von Trahans Studie lief mir immer wieder über den Weg. Besonders Bachs Goldbergvariationen, Chopins Nocturnes sowie Ed Sheerans Perfect oder Coldplay’s Viva La Vida scheinen geschätzt zu werden. Alle diese Playlists sind so kurz, dass ich sie in einer Nacht mit durchschnittlich 8 Stunden Schlaf wahrscheinlich siebeneinhalb Mal hören könnte. Mein Ziel ist jedoch ambitionierter. Ich möchte morgens unbedingt mit einem Stück aufwachen, das ich nicht schon zum Eingeschlafen gehört habe. Also landen kurzerhand alle meine Lieblingskünstler*innen mit meiner Meinung nach beruhigender Wirkung auf meiner Playlist. Darunter London Grammar, Coldplay, Mark Knopfler und a-ha. Zusätzlich schaffen es noch Ed Sheeran und Brian Eno aus Trahans Studie auf die Liste. Ich entscheide, meinen Versuch in zwei Nächten durchzuführen. In der ersten Nacht verwende ich hauptsächlich Popmusik, in der Nacht danach kommen nur klassische Stücke zum Einsatz. Hier wähle ich sanfte Klaviermusik, wobei ich mich nicht so recht zwischen Debussy, Chopin und Mozart entscheiden kann. Deshalb probiere ich eine Playlist mit dem Titel: „Klaviermusik zum Träumen“ von Amazon Music mit einer Dauer von 6 Stunden, 55 Minuten aus. Neben meinen persönlichen Lieblingen Satie und Liszt finden sich dort wieder bekannte Schlafkomponisten wie Bach und Chopin.
Was sind die technischen Voraussetzungen?
Wie beschalle ich mich während meines Versuchs mit Musik? Trage ich zwei Nächte hintereinander Kopfhörer und verzichte als passionierte Seitenschläferin auf meine Lieblingsposition oder lasse ich vielleicht einfach die Stereoanlage laufen und belästige schlimmstenfalls für eine Nacht meine Nachbarn? Bei der Beantwortung dieser Frage stellen mich die neuesten Erfindungen der Schlafindustrie vor Herausforderungen: In-Ear-Kopfhörer, die sogar über Noise-Cancelling Umgebungsgeräusche filtern; Kissen, die leise Musik abspielen bis hin zu strangulationssicheren Bluetooth-Schlafstirnbändern mit flachen, eingebauten Lautsprechern. Das Angebot der sogenannten sleep gadgets ist riesig. Am Ende entscheiden Preis und Praktikabilität. Nur weil aus meinem Kissen Musik dudelt, möchte ich meinem Partner nicht eine Nacht lang den Schlaf rauben. Mal ganz abgesehen von dem stolzen Preis dafür. Ich lege mir also für 25 Euro ein Schlafstirnband zu, beschließe jedoch zusätzlich, die zweite Versuchsnacht im Arbeitszimmer allein mit meiner Stereoanlage zu verbringen.
Und so liege ich nun mit dem Stirnband auf dem Kopf im Bett und wälze mich hin und her. Inzwischen ist es kurz vor 3.00 Uhr. Mittlerweile habe ich beide London Grammar Alben hinter mich gebracht. Immer begleitet von einem permanenten Nesteln an den Lautstärkereglern des Stirnbands und meines Handys, weil ich die perfekte Lautstärke noch nicht gefunden habe. Ich versuche mir Erleichterung zu verschaffen, indem ich die Lautsprecher etwas von ihrer Position direkt über meinem Gehörgang verschiebe. Jetzt ist die Musik eher ein Hintergrundflüstern, schreit mich aber wenigstens nicht mehr an. Beim Genießen der sphärischen Klänge von Coldplays Always in My Head bemerke ich die langsam zunehmende Entspannung fast nicht und nicke vielleicht sogar ein bisschen weg. Allerdings völlig traumlos und immer noch im vollen Bewusstsein darüber, dass Musik läuft und welche Band ich gerade höre. Erst gegen Ende des letzten Titels O schrecke ich wieder hoch.
Hoffnungsschimmer mit Gitarre
Darauf folgt Ed Sheerans I’m a Mess. Ich bin gespannt, ob der britische Singer-Songwriter tatsächlich das Versprechen des Rolling Stone halten kann. Meine Erwartungen sind jedenfalls hoch. Endlich werde ich in einen halbwegs tiefen Schlaf sinken können. Kein Wunder, schließlich ist 3.30 Uhr und das Fehlen des Schlafes macht sich bemerkbar. Die Augenlider fühlen sich immer schwerer an und beginnen, ein wenig zu brennen. Ich bin total übernächtigt. Obwohl die akustischen Gitarrenklänge, die nun mein Ohr erreichen, wahrscheinlich das Ruhigste sind, was ich in dieser Nacht höre, bin ich auf einmal wieder hellwach. Im Rhythmus wippen meine Zehen unter der Decke mit. Erneut ist mir die Musik zu laut. Um die perfekte Position zu finden, nestle ich noch einmal am Stirnband herum. Na, das verspricht ja Gutes für die nächsten Stunden! Der sehnsüchtig erwartete Schlaf rückt in immer weitere Ferne.
Plötzlich gesellen sich zu den akustischen Klängen elektrisch verzerrte Gitarrensounds. Das klingt so gar nicht nach Ed Sheeran. Mit den Fingern angeschlagene oder gezupfte E-Gitarren Saiten. Mich erinnert das Ganze an Mark Knopflers Gitarrenspiel. Langsam erkenne ich den Song: Dire Straits mit Brothers in Arms. Ich öffne die Augen und schaue auf den Wecker. 4.52 Uhr. Moment mal… Ich überschlage schnell. Offensichtlich muss ich anderthalb Stunden geschlafen haben. Wow! Beeindruckend. Ed Sheeran hat tatsächlich gewirkt. Ich habe völlig traumlos geschlafen. Ein bisschen enttäuscht und gleichermaßen erleichtert, schließe ich die Augen, nur um sie gleich danach wieder aufzumachen. Die Lautstärke des Schlafstirnbands wird in dieser Nacht zum Evergreen. Nach der jetzigen Korrektur streifen die Lautsprecher nur noch so gerade eben die rechte Ohrmuschel bzw. liegen vor dem linken Ohr, fast auf dem Wangenknochen. So ist es erträglicher, denn zu hören ist nicht mehr als ein Wispern, hin und wieder unterstützt von einem Bassklang.
Ernüchterndes Erwachen
„I’m feeling shyer“ – Ich werde wach, weil ich Hannah Reids Stimme von weitem höre. Etwas orientierungslos setze ich mich auf. Tageslicht dringt seitlich durch die Vorhänge in mein Schlafzimmer. Was hat mich geweckt? Und warum fängt die Playlist von vorne an? Der Blick zum Wecker verrät mir, es ist 8.00 Uhr. Das kann gar nicht sein. Ich habe die anderen Künstler*innen auf meiner Playlist einfach verpasst. Was ist mit Brian Eno? Ich fühle mich gerädert und bin müde. Mein Kopf ist sich schwer. Ob ich um kurz vor 5 aus Erschöpfung oder wegen der Musik eingeschlafen bin, kann ich nicht sicher sagen. Jedenfalls hat mich die Nacht nicht davon überzeugt, dass Musik und Schlaf zusammenpassen. Erst recht nicht mit diesem viel zu lauten Schlafstirnband. Vielleicht ist aber auch Popmusik für mich nichts zum Schlafen. Ich gebe dem Ganzen noch eine Chance.
Zwei Tage später wiederhole ich gegen 23 Uhr den Versuch. Allerdings allein und auf dem Bett im dunklen Arbeitszimmer. Musikalisch begleitet mich dabei jede Menge klassischer Klaviermusik. Die Klangquelle ist diesmal meine von Anfang an sehr leise angestellte Stereoanlage. Nun ist die Musik deutlich, aber nicht zu laut im Hintergrund zu hören. Die Playlist beginnt mit Musik von Martin Kohlstedt, der in seinen Stücken sowohl mit akustischem Klavier als auch mit elektronischen Sounds arbeitet. Es kommt mir vor, als fließe ein akustischer Strom musikalischer Elemente neben meinem Bett. Aber einige davon sind so leise, dass sie bei der niedrigen Lautstärkeeinstellung kaum wahrnehmbar sind. Ich muss mich sogar richtig anstrengen, um die piano gespielten Sequenzen erkennen zu können. Angenehm und entspannend ist es jedenfalls noch nicht.
Gelegentlich bahnt sich das Geräusch eines vorbeifahrenden Autos oder anhaltenden Busses den Weg durch das geöffnete Fenster in das Zimmer. Straßenlärm vermischt sich mit einzelnen Tonfetzen. Immer wieder werde ich abgelenkt und kann lange Zeit ohne Blick auf mein Handy nicht einmal sagen, welches Stück ich gerade höre.
Sonores Hintergrundrauschen im Traum
Um 00.30 Uhr habe ich genug von dem Durcheinander. Genervt schließe ich das Fenster und kuschele mich zurück in mein Bett. Erst jetzt erkenne ich, dass in den letzten Minuten der 3. Satz aus Debussys Suite bergamasque „Clair de lune“ zu hören war. Ich schließe die Augen und lasse mich von den letzten sanften Tönen treiben. Meine Gedanken sind leer, ich entspanne mich.
Das nächste, an das ich mich erinnern kann, ist eine vertraute Melodie. Ich kenne sie sehr gut. Es ist Chopin’s Nocturne op. 9 No. 2 in Es-Dur. Nachdem ich gerade schon kurz weggedämmert war, bin ich jetzt wach. Einfach aus Begeisterung für dieses Stück. Wenn ich es höre, kann ich nicht schlafen. Ich will die verschiedenen Klangfarben und Rhythmen bewusst genießen können. Nichtsdestotrotz ist es traurige Wahrheit, dass ich mich nach diesem Stück an fast nichts mehr aus dieser Nacht erinnern kann.
Ich weiß, dass ich geträumt habe. Mitunter wirres Zeug von Beerdigungen und Streitgesprächen. Die Musik war immer ein Teil davon. Nicht als zusammenhängende Stücke, sondern in Ausschnitten oder einzelnen Fetzen. Mal etwas lauter, mal etwas leiser. Fast wie ein sonores Hintergrundrauschen, nur viel schöner. Am nächsten Morgen bin ich um 7.30 Uhr wieder mit Chopin’s Nocturne aufgewacht. Das Gefühl dabei war unbeschreiblich schön. So schön, dass ich beinahe vergessen habe, wie kurz diese Nacht für mich war. Trotzdem empfinde ich nach dieser zweiten Versuchsnacht ein wenig Enttäuschung. Wo war eigentlich Bach in dieser Nacht? Da er auf meiner Playlist weiter hinten stand, kann ich leider nicht beurteilen, wie schlaffördernd seine Musik ist. Zum besten Komponisten für Einschlaf-Musik gekürt, hätte ich Bachs Musik gerne etwas bewusster getestet.
Musik und Schlaf? – Nein, danke!
Musik beim Schlafen zu hören, ist für mich trotz dieses schönen Erlebnisses kein Konzept für die Zukunft. Und zwar aus drei guten Gründen: Obwohl ich bei der klassischen Klaviermusik schlafen konnte, habe ich mich am nächsten Tag gerädert gefühlt. Was wahrscheinlich daran lag, dass mein Schlaf in dieser Nacht durch den permanenten akustischen Reiz nicht tief genug war. Außerdem ist das Ganze nichts für Menschen, die gerne in Zweisamkeit die Nacht verbringen. Das von mir getestete Schlafstirnband war für mich nicht komfortabel und vor allem die Lautstärkeregelung zu grob. Wer stattdessen bei angeschalteter Stereoanlage schläft, braucht eine*n tolerante*n Partner*in oder eine Person, die die Liebe zur Musik mindestens im gleichen Maße teilt. Letztlich wiegt aber für mich am schwersten, dass ich Musik genießen möchte. Wenn ich schlafe, habe ich das Gefühl, viel in der Musik zu verpassen, weil sie dann nur eine Art Hintergrundrauschen ist. In beiden Nächten ist Musik, die ich liebe, in mein Bewusstsein gedrungen und hat mich geweckt. Danach war ich vor Begeisterung für diese Stücke und Songs so wach, dass an Schlaf nicht zu denken war. Ich möchte Musik bewusst wahrnehmen und dafür muss ich ausgeschlafen sein.
Bildcredits:
Beitragsbild: © Marie Stapel
Hintergrundbild: © Marie Stapel
Djembé: Djembé / niederländisches Nationalmuseum für Weltkulturen / wikimedia commons / CC-BY-SA 3.0
Bild 3: © Marie Stapel