Eine Polonaise im Streichquartett, Unterricht bei Joseph Haydn und die lebenslängliche Pension einer Wiener Fürstin – dieser Mann gehört zu den Großen seiner Zeit. Peter Hänsel fällt besonders durch sein umfangreiches Kammermusikwerk auf.
In Schlesien geboren, treibt es Hänsel in seiner Jugend zu seinem Onkel nach Warschau. Hier geht er seiner größten Leidenschaft nach – dem Violinspiel. Er übt und übt, entdeckt und professionalisiert seine musikalischen Fertigkeiten und wird belohnt. Mit stattlichen 17 Jahren darf er in den Reihen des Orchesters des Fürsten Potemkin in St. Petersburg Platz nehmen. Doch Hänsels Reise ist noch nicht zu Ende. Er möchte nach Wien und kehrt auf dem Weg dorthin zunächst nach Polen zurück. Im Jahr 1791 packt er seine Sachen und begibt sich in die Musikmetropole. Der Aufstieg gelingt. Kurze Zeit später leitet Hänsel die Kapelle der Fürstin Lubomirska als deren Konzertmeister.
Trotz seines Erfolgs bleibt Hänsel wissbegierig. Er möchte komponieren und zwar gut! Hänsel setzt sich mit Haydn in Verbindung, sitzt schon bald in dessen Studierzimmer und probiert sich an kompositorischen Studien. Haydn hält viel von dem Schlesier und schickt ihn zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach Paris. Hänsel zeigt sich wie gewohnt reiselustig und folgt dem Angebot. Voller neuer Eindrücke und Erfahrungen kehrt er im Jahr 1803 an den Fürstenhof in Wien zurück. In der folgenden Zeit geht er ausschließlich seiner Tätigkeit als Kapellmeister nach. Die Sommer verbringt er mit der Fürstenfamilie auf deren Schloss Lancut in Galizien. Die Fürstin verstirbt lange vor Hänsel im Jahr 1817. Als Zeichen ihrer freundschaftlichen Verbundenheit hinterlässt sie ihm eine lebenslängliche Pension. Hänsel bleibt fortan in Wien und konzentriert sich aufs Komponieren.
Es erfordert Kreativität und Inspiration, sich im Wien dieser Zeit als Kammermusikkomponist zu behaupten. Streichquartette und Streichduette schreibt fast jeder. Lediglich Hänsels Opus 5, Haydn gewidmet, sticht unter seinen Quartetten hervor. Ansonsten distanziert sich Peter Hänsel von der Konkurrenz durch polnische Rhythmik und französische Spieltechnik. So bringt er mal eine Polonaise in ein Streichquartett ein. An anderer Stelle integriert er für die 1. Violine eine Solokadenz. Weiteren Hörgenuss liefern seine posthum veröffentlichten Streichtrios op. 40, die an Schuberts Stil erinnern. Darüber hinaus forscht er nach Nischen und weiß diese zu besetzen. So zum Beispiel mit seinem Flötenquartett op. 17 oder dem Klarinettenquartett op. 19.
Peter Hänsel ist ein Meister der Kammermusik. Er lernt von Haydn und modifiziert dessen Stil mit einer polnischen oder französischen Note. Insbesondere mit exotischen Besetzungen erregt er Aufmerksamkeit. Peter Hänsel wurde zu Lebzeiten geschätzt und ist heute leider fast vergessen. Das wollen wir ändern! In diesem Sinne: Alles Gute zum 250.!