© Allan Ajifo
Erhöhter Blutdruck, gesteigerte Atemfrequenz, emotionale Überreaktionen – für diese Diagnose braucht es keine bewusstseinsverändernden Substanzen, sondern einfach Musik. Nur ein paar schnulzige Takte aus Titanic, und los geht das Kopfkino. Klar, Film geht auch ohne. Aber die ganze Macht der Bilder entfaltet sich erst, wenn der Soundtrack stimmt.
An einer Szene aus Ernest Hemingways Erzählung Der alte Mann und das Meer lässt sich leicht zeigen, was Musik mit unserer Wahrnehmung anstellt. Einfach eine lyrische Instrumentalstelle aus Haydns Schöpfung unterlegen – und der Text lebt. Man meint, das Wasser vor sich glitzern zu sehen, spürt, wie mit einem zarten Bläserakkord eine sanfte Brise das Segel strafft… Debussy dagegen lässt die klägliche Nussschale des alten Mannes im Gewitterwind auf mörderischen Wellen tanzen. Und mit dem passenden Beat kann Hemingway sogar nach Wetterbericht klingen. Ob die Schöne blaue Donau vom Walzerkönig Johann Strauss junior in den Gänsehaut-Charts landet, ist eine Geschmacksfrage…
Ein Beitrag von Adele Jakumeit