Einigkeit und Recht und …, God save the … – Vielen wird es leichtfallen, diese beiden Textzeilen zu vervollständigen. Erst kürzlich, im Achtelfinale der Fußball EM, schallten die beiden Nationalhymnen, denen sie entnommen sind, bei dem Spiel Deutschland gegen England durch die Ränge des Wembley-Stadions. Über Funk, Fernsehen und das Internet wurden sie in Wohnzimmer und Kneipen rund um den Globus übertragen.
Aber warum werden bei einem Sportereignis im Jahr 2021 noch Lieder gesungen, deren Entstehung ca. 250 Jahre zurückliegt? Und wer ist schon Joseph Haydn? Der Rapper Prinz Kay One hat mit dem Song „Gemeinsam“ kurz vor dem Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft eine eigene, ganz zeitgemäße Bewerbung um die inoffizielle deutsche Hymne des Turniers ins Rennen geschickt. Geholfen hat dies dann nicht mehr. Der Song lieferte letztlich nur die Antwort darauf, wie die Deutschen bei dem Turnier zu scheitern gedachten, nämlich gemeinschaftlich, die Mannschaft sportlich, Kay One musikalisch.
Aber wer entscheidet was zu einer Hymne wird? Und haben die Engländer nur gewonnen, weil sie einfach die schönere Hymne haben?
Diesen Fragen wollen wir uns unter anderem in unserem Hymnenhashtag widmen.
Vor allem aber wollen wir herausfinden: Was ist das eigentlich – eine Hymne? Denn so viel sei vorab verraten: Hymnische Darbietungen sind weitaus älter als die europäischen Staaten und ihr Hang dazu, sich mal freundschaftlich sportlich, mal feindschaftlich kriegerisch zu messen. Das Wort Hymne (von „hymnos“) stammt, wie so viele Worte unserer Sprache, aus dem Altgriechischen und beschreibt eine Liedform, die Helden und Götter pries. Später wurde der Hymnus in seiner lateinischen Schreibweise zu einem festen Teil der kirchlichen Liturgie.
Wir als Redaktion sind uns aber sicher: auch Lieder abseits der feierlichen Lobpreisung von Göttern, Helden oder Nationalstaaten können Hymnencharakter besitzen. Wer würde beispielsweise in der rhythmischen Abfolge „Boom…Boom…Tschak“, nicht den ikonischen und unumgänglichen Mitmachteil von Queens „We will Rock you“ erkennen. Queen, das ist sowieso so eine Band, die ein steter hymnischer Hauch umweht. Den Queen-Song „We are the Champions“ sang die deutsche Fußballnationalmannschaft 1996, als sie im Wembley-Stadion gegen die Tschechen das letzte Mal selbst Europameister wurde. Stadionrock bleibt eben Stadionrock.
Als Redaktion wollen wir gemeinsam mit euch in den nächsten Wochen herausfinden welche Arten von Hymnen es gibt und uns auch an den feierlichen und bombastischen Musikstücken vorbei, zu den ganz persönlichen, stillen Hymnen vorarbeiten. Dazu folgen Quizze, Interviews und Expertengespräche, unsere Rubrik „Hymne der Woche“ und viel Wissenswertes mehr zu dem Thema „Hymne“. Also aufgestanden, die rechte Hand aufs Herz gelegt und es kann losgehen.
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