70 Jahre feiert das Borodin-Quartett und ist damit eines der ältesten Kammermusik-Ensembles überhaupt. Generationen von Musikern haben dem Ensemble bereits angehört. Sie alle haben einen Teil zu dem einzigartigen Klang beigetragen, der das Borodin-Quartett heute auszeichnet. Sonor und warm ist dieser Klang. Und manchmal so gewaltig, dass man sich fragt, ob es wirklich nur vier Musiker sind, die da spielen. Wenn das Borodin-Quartett jetzt Schostakowitsch einspielt, lohnt es sich, genauer hinzuhören. Denn die Musiker haben noch mit dem Komponisten selbst alle seine Streichquartette einstudiert.
Dimitri Schostakowitsch war Komponist im sozialistischen Regime. Gnade und Ungnade Stalins waren unberechenbar. Völlig unerwartet wurde auch Shostakovichs Schwester nach Sibirien deportiert. Es war also eine Gratwanderung für Schostakowitsch, Musik zu schreiben, die seinen eigenen Ansprüchen genügte, ihm auf der anderen Seite aber keinen Ärger einzubringen drohte. Wie Schostakowitsch mit diesem Konflikt umging, war je nach Situation sehr unterschiedlich. Das zeigen seine Sinfonien: mal sind sie ihrer Zeit voraus, mal apokalyptisch, mal schwelgen sie in Folklore. Viel davon kann man aber auch in seinen Quartetten hören. So klassisch sein erstes Streichquartett ist, so persönlich ist sein achtes. Für Schostakowitsch war es eine Art Abschied als Komponist – obwohl noch sieben Quartette folgen sollten. Auch die Interpretationen des Borodin-Quartetts zeigen Charakter – von frühlingshafter Spielfreude bis hin zu tiefempfundener Schwermut. Die Musiker lassen fantastische Klangwelten voll Atmosphäre entstehen. Hier hört ihr mehr über die neue CD des Borodin-Quartetts.
Zum 70-jährigen Jubiläum hat das Borodin-Quartett die Streichquartette 1, 8 und 14 von Dimitri Schostakowitsch eingespielt. Aber das ist erst der Anfang; geplant ist eine Gesamteinspielung aller 15 Streichquartette von Schostakowitsch.