Wenn die Praxis fehlt

Fast alle Interviews für diesen Beitrag wurden zu einer Zeit geführt, in der der Musik- und Instrumentalunterricht noch größtenteils online stattfand. Der Bericht entstand, als die Inzidenzen den Präsenzunterricht in einigen Landkreisen in NRW unter strengen Corona-Maßnahmen wieder zuließen.

Distanzunterricht, Wechselunterricht, Präsenzunterricht: Vor allem Bildungsinstitutionen litten im vergangenen Jahr unter den ständig wechselnden Pandemie-Regelungen. Die Lehrer*innen allgemeinbildender Schulen zwang das zu einer großen Flexibilität im schulischen Alltag und in der Unterrichtsplanung. Doch nicht nur Gymnasien, Gesamt- und Realschulen, auch Musikschulen waren von den Maßnahmen betroffen, gingen doch gerade beim Instrumentalunterricht viele praktische Erfahrungen verloren. Auch jetzt, wo der Unterricht in den meisten Regionen angesichts niedriger Inzidenzen wieder in Präsenz stattfinden darf, ist noch keine Normalität eingekehrt. Für Lehrer*innen und Schüler*innen eine ermüdende Situation. Dennoch begegnen sie der Pandemie stets mit neuen kreativen Ideen.

Insbesondere kurz vor den Weihnachtsferien sei es chaotisch gewesen, erzählt Marina Opitz. Um ihren Unterricht zu gestalten, habe sie zeitweise mit mehreren verschiedenen Online-Plattformen gleichzeitig gearbeitet. Alleine zwei E-Mail-Programme habe es gegeben. Manchmal habe sie regelrecht Panik gehabt, eine wichtige Nachricht zu übersehen. Seit August 2020 unterrichtet die 32-jährige Lehrerin Musik an der Johannes-Kessels-Akademie e.V. in Essen. Das Katholische Berufskolleg, das dem Diözesancaritasverband des Bistums Essen angeschlossen ist, bildet junge Menschen für soziale Berufe aus. Auch das Fachabitur kann man hier erwerben. Hauptsächlich ist Marina Opitz in Gladbeck angestellt, einen Tag in der Woche unterrichtet sie aber auch in Essen-Werden. Das mit den Lern-Plattformen habe sich inzwischen etwas entspannt, sagt sie. In Gladbeck nutze sie aktuell nur drei Online-Portale. Immerhin. Hinzu kämen dann natürlich noch die in Essen-Werden.

„Danach habe ich jedes einzelne Instrument desinfiziert“

Nach den Sommerferien fand der Unterricht zunächst in Präsenz statt. Im November kam dann allerdings der zweite Lockdown. Da hieß es erst einmal wieder Online-Unterricht. Seit der im April beschlossenen bundeseinheitlichen Notbremse ist das Unterrichtsformat abhängig von der 7-Tage-Inzidenz im jeweiligen Landkreis. Momentan changiert der schulische Alltag in Deutschland daher je nach Inzidenzwert zwischen Distanz-, Wechsel- und Präsenzunterricht. In den letzten Monaten unterrichtete Marina Opitz trotzdem meist online. Erst seit einigen Wochen findet der Unterricht wieder mit der ganzen Klasse vor Ort statt.

Marina Opitz unterrichtet Musik an der Johannes-Kessels-Akademie in Essen. Foto: Joachim Schmidt

Ob das ständige Anpassen an neue Regelungen einen erheblichen Mehraufwand in der Unterrichtsplanung darstelle? Teilweise, meint Marina Opitz. „Die Grundideen für die einzelnen Unterrichtseinheiten kann ich in der Regel für alle Formate übernehmen“, erklärt sie. Trotzdem versuche sie, sich die schöneren Themen für den Präsenzunterricht aufzuheben. Als das vor einigen Monaten einmal möglich war, ließ sie ihre Schüler*innen daher etwa mit Instrumenten eine Klanggeschichte erstellen. „Da habe ich mir dann eben die Zeit genommen und jedes einzelne Instrument im Nachhinein desinfiziert.“ Denn auch im Präsenzunterricht gibt es aufgrund der Corona-Maßnahmen erhebliche Einschränkungen. So ist das Singen in geschlossenen Räumen etwa verboten. Zudem gelten beim Spielen von Instrumenten strenge Abstandsregelungen und Maskenpflicht. Arbeitsgemeinschaften wie Chor-, Orchester- und Band-Proben finden deshalb nicht statt.

Praktische Einheiten sind im Online-Unterricht kaum vorstellbar

In den Distanzunterricht lässt sich die fehlende Praxis nur schlecht integrieren. „Ich habe einmal versucht, online eine Bodypercussion mit meinen Schüler*innen zu üben“, erzählt Opitz. Wirklich gut funktioniert habe das aber nicht. Wegen der zeitlichen Latenz. Und weil alle ihre Mikrofone auf stumm geschaltet hatten. Der Unterrichtsstoff sei so kaum vollständig zu ersetzen, findet die Lehrerin. „Von meiner Seite gebe ich den Schüler*innen online gar nicht so viel mit, wie ich das im normalen Präsenzunterricht könnte“. Trotzdem gebe es seitens der Schüler*innen nicht selten die Nachfrage nach praktischen Einheiten. Ob man einmal singen könne etwa – im Distanzunterricht kaum machbar. Gerade das Singen ist für viele Auszubildende, die einen Sozialberuf erlernen möchten, aber essentiell. Als Erzieher*in im Kindergarten gehe es beispielsweise häufig darum, mit den Kindern neue Lieder zu erarbeiten. „Den Schüler*innen fehlt hierzu jetzt gerade aber einfach das Repertoire“, erklärt Opitz.

Bis vor kurzem blieben die Unterrichtsräume der Johannes-Kessels-Akademie leer. Inzwischen findet der Unterricht wieder vor Ort statt. (Foto: privat)

Eine Sorge, die auch die 20-jährige Anna Meschkat umtreibt. Da sie später vor allem mit Kindern und Jugendlichen arbeiten möchte, hat sie sich nach dem Abitur dazu entschieden, eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin zu machen. Auf Rat ihrer Mutter hat sie das Fach Musik als Vertiefung gewählt. Weil man Musik in der Kita immer gut gebrauchen könne, erklärt sie. An der Johannes-Kessels-Akademie besucht sie den Musikunterricht von Marina Opitz. Auch sie ist der Meinung, dass während der Pandemie viel Unterrichtsstoff liegen geblieben sei. Insbesondere für den Musikunterricht wünscht sie sich mehr Praxis. „Zusammen Instrumente spielen, das wäre schön“, erzählt sie. Oder eine Liedersammlung erstellen, die man in der Kita gut gebrauchen könne. Zudem bedauert die 20-Jährige, dass es aktuell keine Schulkonzerte gebe. Anna selbst spielt zwar kein Instrument, für sie gehe dadurch zusätzlich aber viel Soziales verloren.

Fächer wie Musik und Sport hätten ihren Alltag früher schon aufgelockert

Ihre Mitschüler*innen kennt Anna nur aus den wenigen Stunden, die bisher in Präsenz stattfanden, hat sie ihre Ausbildung doch erst im letzten Jahr begonnen. Sonst steht die Schülerin vor allem mit den Leuten aus ihrer Arbeitsgruppe in Kontakt. Die Pandemie habe sich bei ihr auch auf das Wohlbefinden ausgewirkt, erzählt sie. So stand Anna Prüfungen bereits vor Corona eher ängstlich gegenüber. Während der Pandemie habe sich das nicht gebessert. „Ich fühle mich auf die Klausuren nicht so gut vorbereitet wie sonst, auch wenn die Lehrer*innen sich sehr bemühen“.

Darüber hinaus sei ihre ganze Freizeit von der Pandemie betroffen. „Das belastet schon extrem“, erklärt sie. Fächer wie Musik und Sport mit praktischen Einheiten fehlen da noch mehr. Gerade sie hätten ihren Alltag früher auch ab und an aufgelockert. Der Stress schlug sich sogar auf Annas Gesundheit aus. Hinzu kommt, dass die Schülerin und ihre Familie bereits im letzten Jahr an Covid-19 erkrankten. Insbesondere ihre Mutter war schwer betroffen. „Da hatte ich dann eben Angst, mich am Ende noch einmal zu infizieren und das Virus nach Hause zu schleppen.“ Ihr letztes Praktikum in einer Kita trat sie daher zunächst eher zögerlich an. Dennoch gebe es nicht nur negative Seiten. Das Verhältnis zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen sei beispielsweise in vielen Fächern sogar enger geworden. Die Lehrer*innen empfinde sie insgesamt als ansprechbarer und verständnisvoller.

COPSY-Studie: Pandemie wirkt sich auch auf das Wohlbefinden aus

Die COPSY-Studie

Zusammen mit ihrem Team untersuchte die Professorin und stellvertretende Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf Dr. Ulrike Ravens-Sieberer die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen. Mehr als 1000 Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 17 Jahren und 1500 Eltern von 7- bis 17-Jährigen wurden hierzu bundesweit von Mai bis Juni 2020 befragt. Die zweite Befragungsrunde fand von Dezember 2020 bis 2021 statt. Die Ergebnisse dieser Befragung zeigen: Die Lebensqualität vieler Kinder und Jugendlichen nahm im Vergleich zur ersten Befragungsrunde weiter ab, psychische Auffälligkeiten, Ängste und Sorgen traten vermehrt auf. Vier von fünf Kindern gaben an, sich durch die Pandemie belastet zu fühlen, sieben von zehn Kindern berichteten von einer geminderten Lebensqualität. Auch das Gesundheitsverhalten hat sich laut der Untersuchungen von Ravens-Sieberer verschlechtert. Zudem sei der digitale Medienkonsum gestiegen.

Dass sich die Corona-Pandemie auch auf das Wohlbefinden ihrer Schüler*innen auswirkt, merkt Marina Opitz vor allem in der Klasse der Sozialassistent*innen. Viele der Auszubildenden hier kommen direkt von der Hauptschule. Da hätten die Leher*innen dann doch eher einmal motivierend eingreifen müssen, um die Schüler*innen bei der Stange zu halten, erklärt sie. Besonders auffällig sei das gewesen, als die Auszubildenden, statt an Videokonferenzen teilzunehmen, zu Hause Aufgaben in Eigenarbeit erledigen sollten. Einige seien in dieser Zeit regelrecht abgetaucht, hätten teilweise wochenlang nicht auf E-Mails reagiert. Bei manchen habe das am Ende sogar den Notendurchschnitt beeinflusst. Nicht selten hätten sich auch die Klassenlehrer*innen eingeschaltet und das Gespräch mit einzelnen Schüler*innen gesucht.

Was Marina Opitz hier beobachtet, ist eine Befürchtung, die auch einige Expert*innen aktuell beschäftigt. So etwa die Psychologin Dr. Ulrike-Ravens-Sieberer. Zusammen mit Kolleg*innen untersuchte sie in ihrer COPSY-Studie die Auswirkungen der Pandemie auf Kinder und Jugendliche. Mehr als 1000 Kinder und Jugendliche und 1600 Eltern befragten die Forscher hierzu in ihrer zweiten Befragungsrunde von Mitte Dezember 2020 bis Mitte Januar 2021.

Das Resultat: Die Lebensqualität der befragten Personen habe sich im Vergleich zur ersten Befragungsrunde noch weiter verringert, psychische Auffälligkeiten, Ängste und Sorgen hätten weiter zugenommen. „Unsere Ergebnisse zeigen erneut: Wer vor der Pandemie gut dastand, Strukturen erlernt hat und sich in seiner Familie wohl und gut aufgehoben fühlt, wird auch gut durch die Pandemie kommen“, erklärt Ravens-Sieberer in einer Presseerklärung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Sorgen mache sie sich vor allem um die Kinder aus sozial schwächeren Verhältnissen. Um deren seelische Gesundheit zu stützen, brauche es verlässlichere Konzepte.

Instrumentalunterricht könnte helfen, den Alltag zu strukturieren

Struktur, feste Regelungen, ein Alltag, auf den sie sich verlassen können: Das ist es wohl, was aktuell vielen Kindern und Jugendlichen fehlt. Die Musiklehrerin Marina Opitz beobachtet das sogar bei sich selbst. „Früher war es ganz normal, fünf Tage hintereinander in die Schule zu gehen,“ erklärt sie. Heute seien schon zwei aufeinanderfolgende Tage manchmal anstrengend.

Regelmäßige Termine, wie etwa wöchentlicher Instrumentalunterricht, können für viele Kinder und Jugendliche immerhin Abhilfe leisten. Das findet auch der 15-jährige Max. Seit neun Jahren spielt er Posaune. Aktuell erhält er Unterricht bei der Jazz-Posaunistin und Musikpädagogin Janika Löttgen an der Musikschule Haan. Nach dem Unterricht habe er häufig ein besseres Gefühl. „Da hat man mal etwas anderes gemacht“, sagt er. Max‘ Beispiel zeigt: Gerade Aktivitäten wie Musik, Sport und Kunst können sich durchaus positiv auf das Wohlbefinden auswirken und ein wenig Abwechslung in den aktuell eher tristen Alltag bringen.

Inzwischen findet der Posaunenunterricht des 15-Jährigen sogar wieder in Präsenz statt. Die aktuellen Inzidenzen im Kreis Haan lassen das zu. „Das ist schon noch einmal etwas anderes“, erzählt er. So könne man etwa mehr besprechen und endlich wieder Duette spielen. Sofort sei ihm zudem der erhebliche Klangunterschied aufgefallen. Aber auch der Distanzunterricht habe seine Vorteile gehabt. „Online konnte man eben mal etwas in den Noten zeigen“, so Max. Seine Lehrerin habe dann einfach ihren Bildschirm geteilt. In Präsenz gehe das wegen der Abstandsregelungen momentan eher schlecht. Außerdem habe er es toll gefunden, dass beispielsweise für Warm-Up-Übungen weitere digitale Formate, wie etwa die Plattform YouTube, mit in den Unterricht einbezogen worden seien.

Online-Unterricht führte zu neuen Lernformaten

Ähnlich sieht das auch seine Lehrerin Janika Löttgen. Der Online-Unterricht habe viele Dinge ins Gedächtnis gerufen, die man sonst im Unterricht häufig vergesse, findet die Posaunistin, die Jazz und Elementare Musikpädagogik an der Folkwang Universität der Künste Essen und an der Hochschule für Musik und Tanz Köln studiert hat. „Wir haben in dieser Zeit zum Beispiel auch viele neue Spiele, etwa zum Notenlesen lernen, entwickelt“, erklärt sie. Hierzu tat sie sich mit einer befreundeten Kollegin zusammen. Regelmäßig veranstalteten die beiden Musikpädagoginnen sonntags kleine musikalische Spielerunden. Aus diesen Treffen seien sogar ein, zwei neue Freundschaften hervorgegangen, erzählt Löttgen. Außerdem habe eine ihrer Schülerinnen dank eines solchen Spiels im Einzelunterricht nun endlich Noten lesen gelernt.

Janika Löttgen ist Lehrerin für Posaune und musikalische Früherziehung an der Musikschule Haan. (Foto: Matthias Spruch)

Genau wie Max, bevorzugt sie dennoch das Präsenzformat. Der Distanzunterricht habe sie in ihrer Methodenvielfalt schon eingeschränkt, erklärt die 27-Jährige. So sei es schwieriger gewesen, mit ihren Schüler*innen an der Klangqualität zu arbeiten. Auch Dynamik und Intonation seien im Online-Format schwerer zu beurteilen. Spielte jemand zu laut, kam es schnell zu Übersteuerungen. Bei einigen Schüler*innen habe sie zudem eine zunehmende Lustlosigkeit und Übe-Faulheit festgestellt. Häufig fehlte dann einfach ein konkretes Ziel. „Man macht ja auch Musik, um mal irgendwo aufzutreten“, erklärt Löttgen. Vorspiele, Konzerte, Wettbewerbe: Das alles musste aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen.

Für Max stellten vor Corona unter anderem auch die Orchesterproben unter der Leitung von Thomas Krautwig ein regelmäßiges Ziel dar. Nur im Herbst habe es einige Proben in Kleingruppen gegeben, erzählt Max‘ Mutter. Seither nicht mehr. Max selbst findet das schade. „Wenn man mit anderen zusammenspielt, macht man schon ganz andere Fortschritte“, berichtet er. Zum Beispiel, was das Taktgefühl angehe. „Da lernt man, auf andere zu hören.“ Das fehle aktuell natürlich schon. Janika Löttgen versucht deshalb, trotzdem kleine Erfolgserlebnisse in ihren Unterricht miteinzubauen. So müsse jede*r ihrer Schüler*innen bis zum Ende des Halbjahres zum Beispiel ein eigenes Video produzieren.

Für ihren digitalen Unterricht wurde Janika Löttgen kreativ...
...entwickelte eigene Spiele. Hier: das Noten-Memory
... und nahm Videos vor selbst bemalten Leinwänden auf. (Fotos: Privat)

Die musikalische Früherziehung ist zur Familiensache geworden

Eine ganz andere Herausforderung stellt die musikalische Früherziehung für die Posaunistin dar. Hierher kommen vor allem die vier bis sechs Jahre alten Schüler*innen. Fand die Früherziehung im Online-Format statt, waren die Mikrofone der einzelnen Teilnehmer*innen bei gemeinsamen Übungen jedoch meist auf stumm geschaltet, um den Geräuschpegel insgesamt niedrig zu halten und Rückkopplungen zu vermeiden. Janika Löttgen hat daher gelernt, von den Lippen der Kinder abzulesen. Ob und wie gut sie die einzelnen Übungen mitmachten, war für die Musikpädagogin dennoch manchmal schwierig zu eruieren. Auch die Konzentrationsfähigkeit der ganz jungen Schüler*innen sei oft noch begrenzter als bei den älteren Musikschüler*innen. Um diese nicht zu überfordern, fand die Früherziehung im Online-Format in zeitlich kürzeren Einheiten und kleineren Gruppen statt. Darüber hinaus nahmen meist auch die Eltern an den Sitzungen teil und halfen ihren Kindern mit der Technik.

Letzteres sieht Janika Löttgen positiv. Die Früherziehung sei durch die Pandemie und den Online-Unterricht viel mehr zur Familienangelegenheit geworden. „Da sitzt jetzt nicht mehr nur das Kind, das normalerweise in die Musikschule kommt, vor dem Bildschirm, oft nehmen auch dessen Geschwister teil“. Zudem sei das Verhältnis zwischen ihr und den Eltern viel enger geworden. Dennoch könne sie im Präsenzunterricht meist besser einschätzen, wo die Kinder aktuell stehen, was sie können und was eben noch nicht.

Endlich wieder Präsenzunterricht: Letzte Woche experimentierten Löttgens Schüler*innen in der musikalischen Früherziehung mit Wasserklängen. (Foto: Privat)

Ein Schüler, der regelmäßig die musikalische Früherziehung besucht, ist der fünfjährige Joschua. Er kommt sowohl mit dem Online- als auch mit dem Präsenzformat gut klar. Auch seine kleine Schwester Josefine nahm in den letzten Monaten bereits häufig an der musikalischen Früherziehung teil. Joschuas Mutter hält das Online-Format für eine gute Alternative, dennoch „handelt es sich dabei eben nur um ein Ersatzangebot“, findet sie. Zwar sei sie im Präsenzunterricht nicht dabei, könne sich aber schon vorstellen, dass das eine ganz andere Gruppendynamik sei. Trotzdem hält sie auch nichts davon, zu früh in die völlige Normalität zurückzukehren. Schließlich möchte sie ihre Kinder mit einem guten Gefühl in die Musikschule schicken können.

Nach den Sommerferien kommt Joschua in die Schule. Dann darf er auch in den normalen Instrumentalunterricht wechseln. Welches Instrument er lernen möchte, weiß er bereits: Klavier. Am schönsten wäre das natürlich in Präsenz – sofern die Inzidenzen bis dahin nicht wieder in die Höhe schnellen. Mehr Normalität und praktische Einheiten, „dass die Jugendlichen einfach mal wieder Jugendliche sein dürfen“: Das wünschen sich auch Marina Opitz und Janika Löttgen für ihre Schüler*innen. Utopisch? Vielleicht. Die aktuellen Zahlen erlauben ihn dennoch, den vorsichtig positiven Blick in die Zukunft.

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