Mozart im Rampenlicht

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„Talent ist unbezahlbar. Es zu fördern nicht.“ Diesen Leitspruch hat sich die Dortmunder Mozart-Gesellschaft auf die Notenfähnchen geschrieben. Sechs Mal im Jahr schickt sie ihre Stipendiaten bei der „Mozart Matinee“ auf die Bühne des Konzerthauses. Dort zeigen die jungen Solo-Künstler das, was sie am besten können und wofür sie gefördert werden: Ihre außergewöhnliche Musikalität mit dem Instrument oder der Stimme.

Am vergangenen Sonntag war der Nachwuchspianist Julian Pflugmann zu Gast im Konzerthaus. Zusammen mit der Philharmonie Pilsen präsentierte er das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 17 in G-Dur (KV 453).

Punkten mit Mozart

Bescheiden betritt der junge Künstler das Rampenlicht. Hie und da ertönt noch ein Husten – es ist Erkältungszeit. Schon die ersten Takte des Orchesters nutzt der junge Pianist, um in den „Groove der Klassik“ zu kommen. Mit geneigtem Kopf beobachtet er das Orchester, vollzieht die Phrasen mit und findet sich in die fröhliche Stimmung des Allegro-Satzes ein. Dann kommt sein Einsatz. Souverän schreitet er die Tasten auf und ab. Er transportiert das lebensfrohe Thema ebenso präzise wie die kurzen, „molligen“ Ausflüge in diesem Satz. Jeder Harmonie misst er eine besondere Bedeutung und einen besonderen Nachdruck bei. So nimmt er die Zuhörer mit auf die Reise durch seine Klangideen in diesem Werk. Bei langen Solo-Passagen wippen seine Beine und untermauern das Gefühl für die Phrase. Doch gerade im ersten Satz fällt es dem jungen Pianisten schwer, sich gegen das Orchester durchzusetzen. Gerade die schnellen Läufe sind teilweise etwas kraftlos und schwammig, sie verlieren sich im Saal und das Orchester gewinnt die Oberhand.

Im darauffolgenden, ruhigeren Andante fällt es Pflugmann leichter, sich auf dem Teppich des Orchesters auszubreiten. Im dritten und letzten Satz punktet der Pianist durch seine Nähe zum Orchester. Solist und Ensemblemusiker spielen sich die Töne in den Variationen zu. Auf der Welle der Philharmonie Pilsen surft der junge Künstler sehr souverän.

Der Dortmunder Mozart-Gesellschaft liegt die Pflege und Förderung von Mozarts Musik am Herzen. Mittlerweile macht der Verein das seit 60 Jahren. Doch dabei schauen die Förderer auch immer nach links und rechts von ihrem Helden Wolfgang Amadeus Mozart.

Mit der Philharmonie Pilsen gastiert ein traditionsreiches tschechisches Orchester aus der Stadt im Westen Tschechiens in Dortmund. Gastdirigent Jan Schultsz führt die Tschechen solide durch das Programm. Den erste Grundstein des Orchesters legten die Pilsener bereits in den 1880er-Jahren mit der Gründung des Pilsener philharmonischen Vereins. Heute genießt das Orchester, das zwischendurch auch mal Orchester des tschechischen Rundfunks war, ein gutes Ansehen – auch über die Landesgrenzen hinaus.

Den Auftakt macht das Ensemble mit der Ouvertüre in C-Dur (Opus 24) des böhmischen Komponisten Anton Reicha. Das Werk entstand Ende des 18. Jahrhunderts. Es ist eher unbekannt. Trotzdem hat das knapp zehn Minuten lange Werk seinen Charme. Die Gegenüberstellung entfernter Tonarten und die teils mächtigen Klänge erinnern bereits ein wenig an das, was sich im folgenden Jahrhundert in der Musik etabliert – die Romantik. Beim anfänglichen Adagio-Satz scheint das Orchester jedoch noch ein wenig mit der frühen Matinee-Uhrzeit zu kämpfen. Der Anfang kommt etwas schleppend und unpräzise daher – vielleicht etwas zu lasch für den Auftakt einer feierlichen Veranstaltung.

Vor der Pause kommt dann der furiose Mozart. Danach geht es weiter mit der Sinfonia in D-Dur des tschechischen Komponisten Josef Myslivecek. Dem Zeitgenossen von Mozart hört man auch seine stilistische Nähe zu dessen Musik an. Die spielerischen Läufe, der teils wiegende Rhythmus in der kurzen dreisätzigen Sinfonie und die heitere Grundstimmung ziehen die Zuhörer mit. Das Stück ist ein guter Einstieg, um nach der Pause wieder in Konzertstimmung zu kommen.

Den krönenden Abschluss bildet schließlich die Sinfonie Nr. 104 in D-Dur von Joseph Haydn. Die düster und tragisch beginnende Sinfonie bildet den Abschluss des großen Schaffenszyklus Haydns. Recht schnell schält sich jedoch das federleichte Allegro aus dem düsteren Adagio heraus. Die anschließende Abwechslung im Andante, dem Menuett und dem finalen Allegro transportiert das tschechische Orchester sehr facettenreich und klar zum Zuhörer. Trotzdem scheint die erwünschte Konzertdramaturgie am Ende aufzugehen: Was nach der Matinee in Erinnerung bleibt, ist der verspielte Mozart.

Fotos: © Melanie Graas

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